Stabilizing and Destabilizing Processes of Change. Insights from Brain and Software Development
Veränderungsprozesse sind ein zentrales Phänomen in verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, wie beispielsweise der Physik, der Biologie oder der Betriebswirtschaftslehre. Oftmals entwickeln sich diese Prozesse in Trajektorien. Beispielsweise setzt sich ein Spielzeugauto aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten in Bewegung, wenn wir es auf eine abfallende Holzbahn setzen, bis es auf der unteren Plattform angekommen ist. Die Holzbahn fungiert hierbei als eine Trajektorie, die die Bewegung des Spielzeugautos in der Bahn stabilisiert. Allerdings kann es unter bestimmten Umständen auch zu einer Destabilisierung kommen, sodass das Spielzeugauto aus der Holzbahn entgleist oder sich verkeilt. Ähnliche Mechanismen finden wir in vielen Veränderungsprozessen, jedoch unterliegen diese oftmals einer höheren Komplexität als im Beispiel des Spielzeugautos.
Ziel des Projektes „Stabilizing and destabilizing processes of change – Insights from brain and software development“ ist es daher, neue Einsichten in stabilisierende und destabilisierende Mechanismen von Veränderungsprozessen zu gewinnen. Hierfür baut das interdisziplinäre Projekt auf zwei verschiedenen Fallstudien aus den Lebenswissenschaften und der Betriebswirtschaftslehre auf. Die erste Fallstudie erforscht den Entwicklungsprozess des menschlichen Gehirns. Dieser Prozess wird durch einen genetisch bedingten Bauplan definiert, jedoch können externe Einflüsse, wie Medikamente, den Prozess destabilisieren. Die zweite Fallstudie erforscht den Veränderungsprozess von Arbeitsroutinen in der Softwareentwicklung. Die Fallstudie identifiziert stabilisierende Mechanismen, die zu einer exakten Replikation der Arbeitsroutinen eines bestehenden Teams führen, sowie Mechanismen, die zu einer Destabilisierung des Veränderungsprozesses führen.
Durch die Verbindung der beiden Fallstudien werden interdisziplinär generalisierbare stabilisierende und destabilisierende Mechanismen von Veränderungsprozessen identifiziert. Diese Einsichten sind für eine Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen sowie die Managementpraxis relevant. Somit ergründet dieses Projekt im Detail, welche Mechanismen die Spielzeugautos in der Bahn halten und wodurch ein Abweichen vom geplanten Fahrtverlauf herbeigeführt wird.