Soziale Ungleichheit in bronzezeitlichen Haushalten

Bild eines aus dem Sandboden ragenden Skeletts. Der Kopf, die Schulter sowie ein Arm sind zu sehen. Neben dem Skelett liegen einige Schmuckstücke.
Archäogenetische Analysen ermöglichen neue Einblicke in soziale Ungleichheit vor 4000 Jahren

Soziale Ungleichheit gab es in der Vorgeschichte Süddeutschlands bereits vor 4000 Jahren, und das sogar innerhalb eines Haushalts, das ergab eine neue Studie, die im Fachjournal Science veröffentlicht wurde. Archäologische und archäogenetische Auswertungen von bronzezeitlichen Gräberfeldern im Lechtal bei Augsburg zeigen, dass Familien biologisch miteinander verwandter Personen mit höherem Status mit nichtverwandten Frauen zusammenlebten, die aus der Ferne kamen und den Grabbeigaben nach zu schließen ebenfalls einen hohen Status innehatten. Zusätzlich fand sich eine größere Anzahl von ein-heimischen, aber offensichtlich armen Individuen in den Gräberfeldern. Die Forscher schließen daraus, dass es in den Haushalten dieser Zeit und Region bereits soziale Ungleichheit gab. Ob es sich bei den ärmeren Individuen um Gesinde oder Sklaven handelt, lässt sich nur spekulieren.

Das archäologisch-naturwissenschaftliche Projekt „Zeiten des Umbruchs? Gesellschaftlicher und naturräumlicher Wandel am Beginn der Bronzezeit“ im Rahmen des WIN-Programms der Heidelberger Akademie der Wissenschaften fand unter der Leitung
von Johannes Krause, Alissa Mittnik und Philipp Stockhammer statt. Die Ausgrabungen südlich von Augsburg ermöglichen es den Wissenschaftlern, auf bislang ungeahnte Weise tief in die Bronzezeit hinein zu zoomen und zu untersuchen, wie sich der Umbruch von der Steinzeit zur Bronzezeit auf die Zusammensetzung der damaligen Haushalte auswirkte. „Reichtum korrelierte entweder mit biologischer Verwandtschaft oder Herkunft aus der Ferne. Die Kernfamilie vererbte ihren Besitz und Status weiter. Aber in jedem Bauernhof haben wir auch arm ausgestattete Personen lokaler Herkunft gefunden“, sagt Philipp Stockhammer, Professor für Prähistorische Archäologie an der LMU und einer der Leiter der Studie.
 
Publikation:
Alissa Mittnik, Ken Massy, Corina Knipper, Fabian Wittenborn, Ronny Friedrich, Saskia Pfrengle, Marta Burri, Nadine Carlichi-Witjes, Heidi Deeg, Anja Furtwängler, Michaela Harbeck, Kristin von Heyking, Catharina Kociumaka, Isil Kucukkalipci, Susanne
Lindauer, Stephanie Metz, Anja Staskiewicz, Andreas Thiel, Joachim Wahl, Wolfgang Haak, Ernst Pernicka, Stephan Schiffels, Philipp W. Stockhammer, Johannes Krause: Kinship-based social inequality in Bronze Age Europe. In: Science 2019