Ansteckung

 Nahaufnahme von einem älteren Mann, der eine FFP3 Maske trägt und in die Kamera schaut.
Aktuelle Beiträge von Mitgliedern und Mitarbeitern der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Die rasante Ausbreitung der SARS-CoV-2 Pandemie, die damit einhergehenden Sorgen sowie die massiven Restriktionen des öffentlichen und akademischen Lebens bewegen uns alle. Wir wurden von vielen Akademiemitgliedern, weiteren führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, aber auch von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens angesprochen, dass dies doch eigentlich der Zeitpunkt sei, an dem die Akademien Stellung beziehen sollten.

In der Tat gibt es jetzt einige Stellungnahmen zu dem Thema. So hat z.B. die Leopoldina am 21. März, am 3. April sowie jüngst am 13. April je eine Ad-hoc-Stellungnahme zur Coronavirus-Pandemie vorgelegt. Am 27. März veröffentlichte der Deutsche Ethikrat eine Ad-hoc-Empfehlung zu dem Thema unter dem Titel „Solidarität und Verantwortung in der Corona-Krise". Und es vergeht kein Tag, an dem uns nicht in einer Talkshow oder einer anderen Sendung von Fachleuten die Sicht der Dinge dargelegt wird. Obwohl die Liste der Kolleginnen und Kollegen eindrücklich ist, so wird im Wesentlichen doch oft „nur“ die biomedizinische Seite der Pandemie behandelt. Die Krise hat jedoch auch eine nicht minder wichtige gesellschaftliche Seite, die von den Geistes- und Sozialwissenschaften beleuchtet werden muss. Hier geht es um die ethischen Aspekte einer „Triage in Friedenszeiten“, aber auch der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Gerade beginnen verstärkt die Überlegungen, wann und wie Maßnahmen zur Isolation der Bevölkerung gelockert werden sollen.

In der Heidelberger Akademie der Wissenschaften waren wir gerade dabei, die nächste Ausgabe unseres Magazins Athene vorzubereiten, als wir Ende Februar die ersten Sitzungen und Veranstaltungen wegen der Coronavirus-Krise absagen mussten. Der Fokus dieses Heftes ist auf das Thema „Ansteckung“ gerichtet und namhafte Kollegen aller Fachrichtungen haben dazu exzellente Beiträge geschrieben, von den historischen und interkulturellen Aspekten des Umgangs mit Seuchen über die biomedizinischen und psychologischen Grundlagen bis hin in die Ökonomie und Verfassungswirklichkeit.

Angesichts der Aktualität dieses Themas haben wir uns entschlossen, diese Beiträge der kommenden Ausgabe unseres Magazins vorab auf unserer Webseite ins Internet zu stellen; ist es doch das Medium, das uns den unmittelbaren und schnellsten Zugang zu Informationen bietet, über alle Ländergrenzen hinweg. Alle Autoren sind herausragende Vertreter ihres Fachs und beleuchten damit das Thema aus biomedizinischer, ethischer, historischer und ethnologischer Sicht. Diese Beiträge sollen in einer historisch einmaligen Situation Informationen liefern: Noch nie in der Menschheitsgeschichte war unser naturwissenschaftliches und biomedizinisches Wissen so groß und unsere technologischen Fähigkeiten so fortgeschritten, um einer die Länder und Kontinente übergreifenden Ausbreitung einer Infektionskrankheit zu begegnen. Dies ist jedoch eine Herausforderung, der die Menschen in ihrer Geschichte immer wieder ausgesetzt waren …

Der medizinische Artikel zu COVID-19 stammt von H.-G. Kräusslich, der Virologe und derzeit Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg sowie Mitverfasser eines von M. Lohse und C. Fuest verfassten Positionspapiers vom 3. April 2020 mit dem Titel "Die Bekämpfung der Coronavirus- Pandemie tragfähig gestalten" ist.

Thomas Holstein
Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Vorabveröffentlichung der Themenbeiträge aus "Athene - Magazin der Heidelberger Akademie der Wissenschaften" 1/2020

Die Titel der folgenden Beiträge sind zu einem PDF verlinkt, das Sie sich auch herunterladen können.

Hans-Georg Kraeusslich: Das Coronavirus – was wir wissen und was wir nicht wissen

Lothar Ledderose und Sueyling Tsai: Sofort nach ihrem ungluecklichen Tod verbrennen

Mischa Meier: Justinianische Pest und ihre Bewältigung

Heinz Haefner: Die Ansteckung zur Selbsttötung durch reale und fiktive Modelle

Axel Michaels: Kann der Westen jetzt vom Osten lernen

Peter Graf Kielmansegg: Ohnmacht und Macht der Politik

Bernd Schneidmueller: Mikroben als Weltkatastrophe - Erfahrungen aus dem Mittelalter

Christine Mundhenk: Melanchthon hat was gegen Epidemien

Andreas Dafferner: Schutz vor Computerviren