Prof. Dr. Klaus Blaum (ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften)
Experimentelle Physik, Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
Die Forschung von Klaus Blaum ist gekennzeichnet durch seine Leidenschaft für Präzision. Der Physiker möchte fundamentale physikalische Konstanten genauer bestimmen, Symmetrien und Kräfte der Natur präziser verstehen und das Standardmodell der Teilchenphysik experimentell auf den Prüfstand stellen. Dazu sperrt er einzelne Ionen in einer Überlagerung aus elektrischen und magnetischen Feldern ein und vermisst ihre Eigenschaften, zum Beispiel ihre Massen und magnetischen Momente. Er erzielte bahnbrechende Ergebnisse bei der Untersuchung der Unterschiede von Materie und Antimaterie, unter anderem gelang ihm der genaueste Vergleich des Ladungs-zu-Masse-Verhältnisses von Protonen und Antiprotonen. Auch in der Atomphysik hat Blaum Wichtiges erreicht: Beispielsweise konnte er theoretische Vorhersagen für das magnetische Moment eines Elektrons in einem wasserstoffähnlichen Zinn-Ion mit noch nicht erreichter Genauigkeit testen und bestätigen. In einem solchen Ion erfährt ein Elektron ein extrem starkes elektrisches Feld. Zudem führte er die weltweit genaueste Messung der maximalen frei werdenden Energie im radioaktiven Zerfall von Holmium 163 durch – ein bedeutendes Ergebnis für die weltweiten Versuche, die Masse von Neutrinos absolut zu bestimmen.
Klaus Blaum studierte Physik an der Universität Mainz, wo er auch promovierte. Ab 2000 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf, Schweiz. 2004 übernahm er die Leitung einer Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe an der Universität Mainz und wurde dort 2006 habilitiert. Ein Jahr später wurde er als Direktor an das Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg berufen und lehrt seit 2008 als Honorarprofessor an der Universität Heidelberg. Blaum erhielt zweimal einen ERC Advanced Grant (2011, 2019) und unter anderem die Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (2025) und den Lise-Meitner-Preis der Europäischen Physikalischen Gesellschaft (2020). Er ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie Auswärtiges Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften.
Prof. Dr. Johannes Krause (ehemaliger Kollegiat der Heidelberger Akademie der Wissenschaften)
Archäogenetik, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig

Wo sind die Ursprünge historischer Infektionserreger und -krankheiten und wie haben sich diese ausgebreitet und evolutionär weiterentwickelt? Der Biochemiker Johannes Krause
schafft es, einen Teil dieser Vergangenheit zu rekonstruieren. Ein Meilenstein war, als er das Bakterium Yersinia pestis als Erreger des Schwarzen Todes identifizierte und so das Feld
der Alte-Pathogen-Genomik wesentlich mitbegründete, das natur- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen miteinander verzahnt. Seither hat Krause die genetischen Signaturen einer Reihe historischer Erreger aus menschlichen Skeletten untersucht. Dazu zählen Bakterien und Parasiten, die Krankheiten wie Pest, Tuberkulose, Malaria oder Hepatitis verursachen.
Unter anderem schaffte er es, anhand alter DNA in Kombination mit historischen Quellen aus dem Tianshan-Gebiet den Beginn der zweiten Pestpandemie auf 1338 bis 1339 zu datieren und in Zentralasien zu verorten. Weitere Meilensteine stellen Krauses Studien
zur Rekonstruktion der (prä)historischen Besiedlungsgeschichte auf verschiedenen Kontinenten dar. Seine Arbeiten geben uns Einblicke, wie Infektionskrankheiten die Geschichte der Menschheit begleitet haben. Sie helfen, eine eurozentrische Perspektive zu korrigieren und globale Mechanismen in den Blick zu rücken.
Johannes Krause studierte Biochemie an der Universität Leipzig sowie am University College Cork und wurde 2008 an der Universität Leipzig in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) promoviert. 2010 wechselte er an die Universität Tübingen, wo er zunächst eine Juniorprofessur für Paläogenetik und im Anschluss eine W3-Professur für Archäo- und Paläogenetik innehatte. 2014 bis 2020 war er Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena, seit 2018 ist er zudem Professor für Archäogenetik an der Universität Jena und seit 2020 Direktor der Abteilung Archäogenetik am MPI-EVA in Leipzig. Er erhielt einen ERC Starting Grant (2013) und einen ERC Synergy Grant (2020). Zu seinen Auszeichnungen zählen unter anderem der AAAS Newcomb Cleveland Prize 2010 und der Fabio-Frassetto-Preis 2020. Seit 2024 ist Krause Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
Johannes Krause war von 2012 bis 2016 WIN-Kollegiat und von 2018 bis 2022 Akademie-Kollegiat der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Weitere Informationen:
Pressemitteilung der DFG (externer Link)