
Am 1. Januar 2021 hat das Forschungszentrum „Hof | Musik | Stadt“ unter der Leitung von Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt (Heidelberg) und Prof. Dr. Panja Mücke (Mannheim) seine Arbeit aufgenommen. Als Kooperation der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim (externer Link) sowie des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Heidelberg (externer Link) ist es Nachfolger des von Prof. Dr. Silke Leopold erfolgreich durchgeführten Forschungsprojektes „Südwestdeutsche Hofmusik“ (interner Link) der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Die Idee
Das in Schwetzingen angesiedelte Forschungszentrum widmet sich der Lehre, Öffentlichkeitsarbeit und Musikvermittlung, der Forschung und Edition sowie der Projektplanung und Antragstellung. Hauptamtlicher Mitarbeiter des Forschungszentrums ist Dr. Rüdiger Thomsen-Fürst (externer Link).
Vom ausgehenden Mittelalter bis 1918 war der Hof ein wichtiger Träger des Musiklebens im südwestdeutschen Raum. In den Grenzen des Landes Baden-Württemberg finden sich zahlreiche Residenzen unterschiedlicher Größe, an denen nicht nur das moderne Orchester als Klangkörper entstand, sondern sich auch die Entwicklung der Hofmusik vom Mittel der fürstlichen Repräsentation hin zum Stadt- und Staatsorchester mit Bildungsauftrag vollzog. Obgleich in den vergangenen Jahrzehnten verdienstvolle Forschungsarbeit zur südwestdeutschen Hofmusik geleistet wurde, verbleiben Desiderata, insbesondere an der Schnittstelle von Hof und Stadt.

Forschungsvorhaben
Die Expertisen des Mitarbeiters Dr. Thomsen-Fürst sowie der beiden Leiterinnen Prof. Mücke (externer Link) (ausgewiesen zur Hofmusikforschung 18. Jahrhundert) und Prof. Wiesenfeldt (externer Link) (ausgewiesen zur Forschung bürgerlicher, romantischer Musikkultur) gehen in der Forschung eine konstruktive Symbiose ein. Zur Umbruchsituation in den (flexibel zu fassenden) Dekaden um 1800 wird nach Brüchen und Kontinuitäten in den Entwicklungen von einer Hof- zu einer Stadtmusikkultur im südwestdeutschen Raum gefragt. Bislang geht die Forschung mehr oder weniger von separaten Ereignisfeldern von Musik am Hofe oder Musik in einer bürgerlichen Stadt aus, die – gebunden an ein durch die Aufklärungsforschung initiiertes Fortschrittsnarrativ – zwingend aufeinander folgten. Dass dem keineswegs so ist, sondern sich höfische und städtische Musikkultur mit unterschiedlichen Vorzeichen gegenseitig beeinflussten und zahlreiche ursprünglich höfische Strukturen (Konzert, Theater) selbst nach einem Residenzverlust weiterbestanden, gehört in seinen Dynamiken zu den bisher unerforschten Gebieten um 1800.
Universitäre Bildungsarbeit
Die hohe und bezogen auf die südwestdeutsche Hofmusik einzigartige fachliche Expertise des Forschungszentrums wird sich zuallererst und regelmäßig im Lehrbetrieb im Rahmen der Studiengänge Bachelor und Master an der Universität Heidelberg und der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim niederschlagen. Im Fokus der Lehre wird insbesondere die Digitale Edition stehen und damit eines der wichtigsten Zukunftsfelder des Faches Musikwissenschaft. Ferner ist eine Summer School für internationale Studierende sowie Doktorandinnen und Doktoranden vorgesehen, die alle zwei Jahre stattfinden und internationalen Nachwuchsforschenden die Möglichkeit geben wird, das südwestdeutsche Repertoire und seine Ereignisorte kennenzulernen.
Öffentlichkeitsarbeit
Der Konnex zur musikalischen Praxis und Öffentlichkeit ist essentiell für das Forschungszentrum. Zu seinen Aufgaben gehören daher ebenso die Beratung von Musikerinnen und Musikern sowie Ensembles und der Verleih von Aufführungsmaterial. Die langjährige Zusammenarbeit mit den Schwetzinger SWR Festspielen (externer Link) soll intensiv fortgesetzt werden. Für die Laufzeit des Forschungszentrums fest eingeplant sind zwei öffentlichkeitswirksame, von Konzerten begleitete Fachtagungen (etwa zum „Südwestdeutschen Raum und Hofkultur im 19. Jahrhundert“ oder zum „Residenzverlust im Südwesten um 1800“), die den Leiterinnen zudem dabei helfen, internationale Expertinnen und Experten nach Schwetzingen einzuladen.