Conspiracy Theories, Alternative Medicine and Para-science - Do Heterodoxies Have an Individual Stabilizing Effect in an Unstable World?
Heterodoxien, also Überzeugungen, die vom etablierten Wissen abweichen, begegnen uns in den unterschiedlichsten Kontexten. Dazu gehören neben Heterodoxien, die neue Denkanstöße geben und Teil des wissenschaftlichen Fortschritts sind, auch solche, die sich von der etablierten Wissenschaft dauerhaft loslösen, z.B. Verschwörungstheorien, Alternativmedizin oder Parawissenschaft. Heterodoxe Überzeugungen tragen mutmaßlich insbesondere in instabilen Zeiten, etwa in Krisen oder während persönlicher oder gesellschaftlicher Umbrüche, zur individuellen Stabilisierung bei. Gleichzeitig können sie sich jedoch auch destabilisierend auf die Gesellschaft auswirken. Ein besseres Verständnis der Mechanismen, die heterodoxen Überzeugungen zugrunde liegen, ist daher von fundamentalem Interesse. In diesem Vorhaben werden wir die Rolle autobiographischer Umbrüche und Narrative bei der Entwicklung heterodoxer Überzeugungen analysieren, Rechtfertigungsstrategien für heterodoxe Überzeugungen extrahieren und den Zusammenhang zwischen neuronaler (In-)Stabilität und heterodoxen Überzeugungen untersuchen. Wir gehen dabei übergreifend von der Hypothese aus, dass Instabilität eine Disposition für heterodoxe Überzeugungen erzeugt, und dass diese ein Mittel der individuellen Stabilisierung darstellen. In einem integrativen interdisziplinären Ansatz sollen die autobiographischen Narrative und die rekonstruierten Rechtfertigungsstrategien experimentell darauf hin überprüft werden, inwiefern sie sich stabilisierend auf die Hirnaktivierung und Neurobiologie auswirken.